Vater aller Videokünstler
Liverpool, Tate Liverpool, bis 31. März 2011
Dezember 2010
Videokünstler, Performer, Komponist – Nam June Paik war von allem mehr als nur ein bisschen. Und damit gilt der in Süd-Korea geborene und in Japan aufgewachsene Künstler als Vorreiter der Video-Art.
Die Tate Liverpool zeigt ab Mitte Dezember eine große Retrospektive seiner Arbeiten. Unter anderem zu sehen ist die Installation „Laser Cone“ aus seinem Spätwerk, in dem er sich zunehmend mit der neuen Technik des Lasers auseinandersetzte.
Paiks künstlerische Karriere begann Ende der 1950er Jahre in Deutschland, wo er zuerst Musikgeschichte an der Universität München studierte. Später arbeitete er mit Karlheinz Stockhausen und Joseph Beuys zusammen. Von der Komposition über die Fluxus-Bewegung entwickelte sich Paik im Laufe der Jahre mehr und mehr zum Videokünstler. Er begann mit dem von ihm entwickelten Videosynthesizer durch Farb- und Tonveränderungen TV-Bilder zu manipulieren. Diese bildeten die Basis seiner Installationen. Bereits 1973 nahm er mit seinem Video „Global Groove“ die Entwicklung der Musikvideos vorweg.
Ebenfalls Teil der Ausstellung sind Paiks „TV-Buddhas“, eine Installation mit Bronze-Buddhas, die vor einer Videokamera sitzen und über ihre eigenen Aufnahmen meditieren. Seit den 1980er Jahren stellte Paik hauptsächlich große Multi-Monitor-Installationen her. Er ordnete die Bildschirme, auf denen verschiedene Videosequenzen ablaufen, zu großen Skulpturen an.
Insgesamt sind über 30 seiner skulpturalen Werke zu sehen, wie etwa die großen Roboter-Skulpturen, aber auch graphische Werke und viele Handzeichnungen. Anhand zahlreicher Fotos, Briefe und Texte können die Besucher der Ausstellung die Arbeits- und Denkweise des 2006 in den USA verstorbenen Künstlers nachspüren.
In seinen Arbeiten hat Nam June Paik Zeit seines Lebens scheinbar paradoxe Phänomene miteinander verbunden und die Grenzen der Kunst auf verschiedenen Ebenen verschoben. Für Paik war Kunst ein ständiges Hinterfragen gesellschaftlicher, politische und ökonomischer Prozesse, ein permanentes Experiment eben. „Auf wie vielen Ebenen sich kritisches Bewusstsein materialisieren kann, machte Paik in jedem seiner Werke deutlich – unabhängig davon, ob es sich um Musik, Performances, Videos, Zeichnungen oder Skulptur handelt“, schreibt die Kuratorin der Retrospektive Susanne Rennert im Katalog zur Ausstellung. „Existenziellen Fragen ging der ausgebildete Musiker und Komponist, der auch Philosophie und Kunstgeschichte studiert hatte, mit Ironie, Humor, intellektueller Schärfe und akademischer Gründlichkeit nach.“
Nam June Paik
Tate Liverpool – Albert Dock, Liverpool L3 4BB, Großbritannien, 17. Dezember 2010 bis 31. März 2011, Dienstag bis Donnerstag 10-17.50 Uhr
source: http://www.uptown-online.de/galerien-und-ausstellungen/archiv/2010/12/vater-aller-videokuenstler/
Labels: Nam June Paik, Tate Liverpool, UK, Video-Art
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