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Friday, December 12, 2008

George Brecht, 1987, Three VOID-Stones

George Brecht
1925 in Halfway, Oregon, U.S.A. geboren lebt(e) in Köln


Titel: Three VOID-Stones3 Findlinge mit eingemeißelter Schrift
Standort: Edith-Stein-Straße / Am Schloßgraben; Bispinghof / Pädagogisches Zentrum; Bogenstraße / Neubrückenstraße
Status: 1987 Ankauf durch das Westfälische Landesmuseum
George Brecht gehörte wie Paik zu den maßgeblichen Fluxus-Künstlern und hat eine vergleichbare Hinwendung vollzogen zum stillen Paradox, das zur Meditation auffordert. Wobei er stets mit den sparsamsten Mitteln arbeitet. Die sparsamste Methode, einen überraschenden Gedankenanstoß zu geben, ist oft nur ein Wort.
Worte aber haben in jeder Sprache ein anderes Gewicht. "Void" steht eingemeißelt auf einem Findling. Je jünger eine Sprache ist, desto einfacher die Grammatik, desto globaler die Begriffe. Die deutsche Sprache, älter als das Englische und daher genauer (Ausländer sagen: komplizierter, was auch stimmt), unterscheidet Leere, leer, leeren; "void" umfaßt alle drei Bedeutungen.
Getragen wird diese Bedeutung von der dichtesten Masse, die wir im Alltagsleben kennen (sofern wir nicht Naturwissenschaftler sind), einem Stein. Einem mächtigen und doch verlorenen Stein, auf einer Spielwiese für sich allein, einem Findling, den ein Gletscherstrom der Eiszeit aus seinem Zusammenhang riß. Die knappe, paradoxe Umkehrung läßt jäh (dies eben die Methode des Zen) zwischen spielenden Kindern über kosmische Gesetze von Dichte und Leere nachdenken, über Erdenschwere und Geistesfreiheit.
Wem es leid tut um die Prägung des Findlings: in der Nähe Münsters importiert ein Unternehmer Findlinge aus aller Welt für Grabsteine ...
Text von Georg Jappe aus "Rundgang / Guide", Kurzführer 1987
Like Nam June Paik, George Brecht was one of the influential artists of the Fluxus movement and has likewise turned to the quiet paradox which calls for meditation. He always works with highest economy, and often just a single word is the most economical method to provoke an impetus in ideas.
Words, though, have different values in different languages. »Void« has been chiselled into a boulder. The younger a language, the more simple its grammar, the more universal its terms. The German language, older than the English and therefore more precise (foreigners say: more complicated, which is also true), makes the distinction between »Leere« (noun), »leer« (adjective), and »leeren« (verb); »void« encompasses all three forms.
The realisation of these forms/meanings is borne by the densest mass which we know in OUT everyday lives (unlese we are natural scientists): a stone. An enormous, although lost stone, all by itself on a green play area, a findling, separated from its original environment by an ice-age glacier stream. The concise, paradoxical reversal abruptly provokes (this is exactly the method of Zen) while lying amongst playing children - a reflection about the cosmic laws of density and void, about gravity and freedom of the mind.
Whoever feels sorry because of the chiselling into the findling: an entrepreneur near Münster imports such boulders from all over the world for gravestones ...
Text by Georg Jappe from "Rundgang / Guide", 1987



Status 97


Standort / Location 1


Standort / Location 2
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Standort / Location 3


Konzept / Proposal
Tree projects for Münster are proposed:
1. The word >VOID<>VOID<>VOID< (Leer/Leere) ist in einen Findling eingemeißelt, der bereits in dem Park zwischen Schloßgraben und Edith-Stein-Straße liegt. 2. Das Wort >VOID<>VOID-stones<>VOID-stone<, eine Art Dreieck, ungefähr zehn cm lang, fünf cm oder so hoch und drei cm dick, der auf meinem Schreibtisch liegt und den ich ansehe, während ich schreibe. Ich entdecke, daß er sehr wirkungsvoll bei der Leerung der meisten Gedanken ist, die ich über >VOID-stones<>VOID-stone<>VOID stone<, den ich vor mir habe, abhängen. Ein >VOID-stone<>VOID-stone< von der Größe eines Findlings in einem Park oder auf dem offenen Feld in Münster ist aber wohl doch anders: man trifft mehr oder weniger zufällig auf ihn, höchstwahrscheinlich in größeren Zeitabständen, und der Stein, das Wort, und all die möglichen Fragen, zu denen sie sich verschwören, sind draußen im Freien und Teil einer größeren Sinfonie; Gras und Sonnenschein, umstehende Bäume und Regen, Schnee und Winterkälte, der Frühling, der die Natur wieder aufweckt, der Herbst, der sie rot färbt, das unterschiedliche Licht zu verschiedenen Tageszeiten, wechselnde Schatten, die Stimmungen eines beliebigen Spaziergangs. Nach einer Weile werden auf ihm sicher an einigen Stellen Flechten und Moos gewachsen sein, und vielleicht werden Farne und Krokusse und Feldnarzissen in der Feuchtigkeit sprießen, die sich in der Vertiefung sammelt, wo er leicht in der Erde versinkt. Von Zeit zu Zeit werden Leute auf ihm sitzen; Leute und halbzahme Stadtvögel und gelegentlich ein Eichhörnchen, und was gibt er für einen feinen Anschlag ab für Kinder, die Verstecken spielen. Und irgendwann, früher oder später, wird ihn sicher irgend jemand auch bei Mondlicht sehen.

Henry Martin

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